08.04.2019, Strausberger Platz. Thomas Flierl (Politiker und ehemaliger Berliner Senator für Wissenschaft, Forschung und Kultur) wird von Marion von Osten und Peter Spillmann (fallingwild) befragt
Im Gespräch mit Thomas Flierl erfahren wir viel über die Entwicklungsgeschichte des Alexanderplatzes. Die Architektur der Moderne am Alexanderplatz symbolisiert gestalterisch in vielen Facetten das Aufbruchsmotiv und gleichzeitig wird dessen Ende fälschlicher Weise mit dem Ende des Staatssozialismus gleichgesetzt. Erst in der unmittelbaren Gegenwart wird der Moderne ein künstlerischer und architektonischer Wert zugestanden und setzt sie nicht mehr pauschal mit dem „Plattenbau“ gleich. So kam es auch, dass 2015 das „Haus des Reisens“ unter Denkmalschutz gestellt wurde. Wider erwarten bot die Architektur der Moderne Tieren bessere Lebensräume als gegenwertige Stahl- und Glaskonstruktionen. Berlin konnte erst zu einer der artenreichsten Metropolen Europas werden, weil die Bauweise der Moderne und die Teilung in Ost und West zufällige Brachflächen produzierte. Diese wiederum werden von Tieren besiedelt und bilden Orte, die jenseits der kapitalistischen Spekulationslogik von Bodennutzung existieren. Diese „nutzlosen“ Flächen fallen heute in exponentieller Geschwindigkeit Verdichtungsmaßnahmen zum Opfer.